Der evangelische Friedhof zu Leutschau (Levoča)

2023.01.25.

Címke: Astrid , temető

Astrid Kostelníková

Der evangelische Friedhof zu Leutschau (Levoča)
Eine national-kulturelle Gedenkstätte
(Deutsche Übersetzung: Dr. Christine Angster)

 

 


„Wieg und Sarg, so heissen jene Stätten,
die den Menschen sanft und ruhig betten,
Zwischen ihnen liegt der enge Raum,
der bewegte kurze Lebenstraum.”
(deutsche Grabinschrift, Julius von Fabriczy 1824-1854)

 

Der evangelische Friedhof zu Leutschau ist einer der schönsten Friedhöfe der Slowakei. Er gewann im Jahre 1934 den ersten Preis beim Wettbewerb um den Titel des schönsten Friedhofs der Tschechoslowakei, den er bis 1944 halten konnte. Er stellt die einzelnen künstlerisch gestalteten Grabmäler als Einheit dar, vor allem die Gräber aus dem 18. und 19. Jahrhundert, die die letzten Ruhestätten derer sind, die zu Lebzeiten der evangelischen Religion angehört haben.
Viele von ihnen waren bedeutende Persönlichkeiten im gesellschaftlichen Leben. Spaziert man in diesem einzigartigen Gebiet umher, gedenkt man ihnen, ihrer Nachkommen und ihrer Verwandten.
            Orientieren wir uns zunächst einmal zeitlich: schauen wir in der Zeit zurück. In unseren Breiten war es seit jeher eine Gepflogenheit, die Verstorbenen in Gräber zu beerdigen. Im Mittelalter wurden die Gräber meist mit Holzkreuzen gekennzeichnet, später dann mit Steinkreuzen, oder mit ganz anderen Symbolen. Die Friedhöfe wurden im allgemeinen um Kirchen herum angelegt. Bedeutende Persönlichkeiten wurden in der Gruft unter der Kirche beigesetzt, die Bedeutendsten wurden in Sarkophage gelegt. So war es auch in Leutschau. All das änderte sich erst, nachdem Kaiser Joseph der II. ein Gesetz verabschiedete, das es aus hygienischen Gründen verbot, Menschen in bewohnten Gebieten zu beerdigen.
            Anfang des 16.Jahrhunderts, also am Ende des Mittelalters veränderte sich das gesellschaftliche Denken sehr stark. Dank der Buchdruckerei hat sich das kulturelle Wissen in immer breiter werdenden Kreisen verbreitet. Das neue, fortschrittliche Denken hat auch in der Kirche die Reformation ausgelöst, die sich auch in Leutschau eingebürgert hat. Im Jahre 1540 hat der Anschluss an die evangelische Kirche (Augsburger Bekennnis) seinen Anfang genommen. Während die Gegenreformation schieden sich die Geister der Stadt über das Leben und den Tod.
            Die evangelischen Einwohner waren nun also gezwungen, ausserhalb der Stadtmauern eine hölzerne Kirche aufzubauen, um die herum sie dann ihre Toten beisetzen konnten. Das Entstehen dieses Friedhofes datiert sich auf das Jahr 1687 zurück, das Jahr, in dem die Lutheraner von Graf Csáky ein Grundstück erwarben, um dort ihren Friedhof zu errichten. Zu dieser Zeit wurde die erste sog. artikulare Holzkirche gebaut, und weil sich diese ausserhalb des bewohnten Gebietes befand, konnte der Friedhof auch später noch benutzt werden.
            Die ältesten Gräber sind nicht mehr aufzufinden, ihre Überreste sind nicht mehr zu identifizieren. Einige wertvolleren Grabtafeln wurden in die Mauer des Friedhofes eingebaut. Im Friedhof sind vorwiegend Grabsteine im klassizistischen und empirischen Stil aus dem 19. Jahrhundert zu finden. Einige davon wurden von József Faragó (1820-1895), einem Bildhauer aus dem Zipser Komitat gefertigt, der sich hier in Leutschau im Jahre 1853 niedergelassen hat. Später wurden in bedeutenderen Städten wie Mährisch Ostrau (Moravská Ostrava), Budapest, Zipser Neudorf (Spiąská Nová Ves), Kesmark (Keľmarok) und Leutschau Grabmäler aus Marmor erstellt. Es kommt allerdings sehr oft vor, dass nurnoch ein kleiner Hügel darauf hinweist, dass an einer bestimmten Stelle einst ein Grabmal stand.
            Die erste artikulare Holzkirche wurde in 1709 verwüstet, zu der Zeit, als die Truppen des Kaisers Leutschau besetzten.
            In den Jahren 1712-1713 gelang es, während der Zeit, als der evangelische Pfarrer Christian Pfannschmidt seine Dienste tat, eine neue Holzkirche zu bauen, die der noch heute existierenden berühmten Holzkirche zu Kesmark sehr ähnelt (die Kesmarker Holzkiche wurde aber erst 2 Jahre später erbaut, als die Kirche zu Leutschau). Die Leutschauer Holzkirche wurde im Jahre 1722 mit einer kleinen Kapelle, und einem ummauerten Tor ergänzt, welche bis heute noch erhalten geblieben sind.
            Diese innerhalb des Friedhofs zu findende Holzkirche stand bis zum Jahre 1837, solange, bis die Lutheraner mit Unterstützung der anderen Stadtbewohner eine Kirche aus Stein im klassizistischen Stil am Hauptplatz der Stadt errichteten. Von der Holzkirche wurden die Wertgegenstände, so z.B. das Turmkreuz, das Altarkreuz in barockem Stil, sowie die barocke Orgel in die neue Kirche gebracht. Im Jahre 1895 erbaute man eine kleine Kapelle innerhalb des Friedhofes, die gleichzeitig auch die letzte Ruhestätte Gusztáv Herrmanns darstellte, der einer der bedeutendsten Unterstützer der evangelischen Kirche im 19. Jahrhundert war.
            Heutzutage ist die genaue Identifizierung der Gräber nicht immer möglich. Im Archiv des Friedhofes gab es eine ärmliche Quelle, die Informationen über die Gräber und ihre Nachkommen enthielt, die aber am Ende des 2. Weltkrieges von den deutschen Flüchtlingen mitgenommen worden ist, und von der heute noch jede Spur fehlt. Zwischen 1956 und 1958 hat der Presbiter und Ingenieur Sándor Spengel den Friedhof vermessen, und einen Friedhofplan erstellt, auf dem der damalige Zustand des Friedhofes, und ein Plan zu dessen Neugestaltung zu finden war, der aber nie verwirklicht wurde.
            Wegen dem Bau und der Rekonstruktion der Landstrasse Nr. 18 in Richtung des Dorfes Pri prameni hat der Friedhof einiges an Territorium eingebusst, und auch einige Gräber und die Ansegnungshalle sind dem zum Opfer gefallen. Es wurde sogar niemand mehr beerdigt, und die Wohnung des Friedhofsverwalters wurde mitsamt seinem Garten einfach enteignet. Zur besseren Orientierung füge ich die Karte des Friedhofes bei. Auf dieser Karte ist der ganze Friedhof in neun Sektoren (I-IX) eingeteilt. Ausserdem füge ich noch die Abbildung bei, auf der der Rekonstruktionsplan des Friedhofes zu sehen ist. Im Verzeichnis teile ich auch fast alle Namen der hier Bestatteten mit, damit ich die interessierten Nachkommen möglichst genau informieren kann. Etliche Familien hatten kleine umzäunte Grabgärten, in denen unter Umständen auch namentlich nicht aufgeführte Verwandte begraben liegen können. Im Friedhof sind auch einige wenige Gruften zu finden.

Die Zahl der Beerdigungen ist von Jahr zu Jahr sehr wechselhaft. Auch die Zahl der Lutheraner in der Stadt ändert sich ständig, was folgenden Spruch bestätigt: „Wem die Herrschaft gehört, dem gehört auch die Religion” (Cuius regio, eius religio). Im Friedhof ist vor allem die erste Hälfte des 19.Jahrhunderts vertreten (Zeitalter der nationalen Erneuerung, Reformzeitalter). Die Grabmäler spiegeln nicht nur die Vermögenssituation der Verstorbenen wieder, sondern zeigen auch Modeerscheinungen auf, so z.B. die Obelisken aus der Zeit, als Napoleon mit seinen Truppen in Ägypten eingezogen ist. Auf dem ganzen Friedhof findet man überwiegend Obeliske. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts stellte man Statuen auf die Grabsteine. Nach dem zweiten Weltkrieg verwendete man nur Holzkreuze, die meist der Verwesung zum Opfer gefallen sind. Es gibt individuell gestaltete Grabmäler, so z.B. achteckige Grabmäler, die nach christlicher Symbolik auf die Auferstehung am 8.Tag nach der Beerdigung hinweisen. Man kann aber auch solche Grabmäler finden, die aus einer Säule bestehen.
            Die beständigsten Grabmäler bestehen aus Marmor, die am schnellsten zu Grunde gehenden sind aus Sandstein gefertigt, von denen die meisten kaum noch identifizierbar sind. Die heute so geläufige Einäscherung galt damals als Besonderheit, die sehr selten angewandt wurde. Ich erwähne in der ganzen Zusammenfassung nur zwei Beerdigungen in Urnen, wovon eine nach dem in Kraft getretenen Beerdigungsverbotes im Jahre 1983 durchgeführt wurde, da es der ausdrückliche Wunsch desVerstorbenen war, in diesem Friedhof begraben zu werden.
            PhDr. Marta Herucová formuliert beim Schreiben der kunsthistorischen Bewertung des Friedhofes: „Diese Grabsteine sind, verglichen mit anderen überbliebenen Grabsteinen in der Slowakei, beispielhafte Exemplare einerseits zum Aufzeigen der kulturellen Bemühungen des damaligen Europa, und andererseits auch für künstlerische Visionen innerhalb einer Friedhofsanlage.”
            Der Friedhof ist sogar in botanischer Hinsicht beachtenswert, vor allem wegen den dort zu findenden besonderen Bäumen. Zur detaillierten Beschreibung dieser würde man einen Fachmann benötigen.
            Man gelangt über die Gusztáv Hermann Strasse in den Friedhof, deren Anfang am südöstlichen Ende des Meister Paul Platzes (námestie majstra Pavla) zu finden ist. Hier befindet sich die evangelische Parochie (Vysoká ul.1.), wo man sich für 5 Euro Pfand den Schlüssel des Friedhofes ausleihen kann. Geht man weiter die Strasse herunter, verlässt man durch das Menharder Tor die Stadt, kreuzt einmal die Landstrasse, und wenn man dann geradeaus weitergeht, sieht man nach ca.100 Metern rechts das Friedhofstor (mit dem Tafel „Evanjelický cintorín” gekennzeichnet). In der Parochie kann man sogar nach einer Führung mit Fremdenführer verlangen (Tel.:0534512319, 0534512773, Handy +421905897927).
            Wir beginnen unseren Rundgang durch das Friedhof auf dem Weg, der sich neben dem VIII. Sektor befindet. (Die dem Lageplan entsprechenden Nummern der Gräber haben wir in Klammern gesetzt.) Gleich rechts hinter dem Steintor, dass einen übrig gebliebenen Teil der ehemaligen Kirche darstellt, sind die ältesten, nicht mehr zu identifizierenden Grabhügel zu sehen. Links davon sind die evangelischen Pfarrer beigesetzt. Das mit einem Relief geschmückte Grabmal ist leider beim Einriss der Mauer stark beschädigt worden. Gleich daneben war eine schwarze Marmortafel zu finden, auf der die Namen berühmter Familien zu lesen waren, die aber gestohlen worden ist.
          Links vom Tor ist im Sektor V das erste Grabmal mit Portrait (105) zu sehen, das man „Stéle”nennt. Solche Portraits tauchen ab dem 17. Jahrhundert sogar ausserhalb des Friedhofes auf. Auf dem Portrait ist Emerich von Andaházy (1800-1862), Richter von Leutschau zu sehen, auf dessen Grabstein dankbare Bürger auch eine Inschrift haben gravieren lassen. Gegenüber dieses Grabmales ruht unter der Nummer (99) seit 1983 Alice Weber in einer Urne begraben; sie war diejenige, die hier begraben wurde, als auf diesem Friedhof schon keine Beisetzungen mehr durchgeführt worden sind.
         Wieder rechts vom Weg befindet sich ein schwarzer Marmorpilon, an dessen Sockel der Name Wilhelm Szlovenszky 1870-1931 (41) zu finden ist. Er war leitender Ingenieur und Bergwerksexperte der Rimamurányer Bergwerk Aktions-Gesellschaft. Dahinter rechts sieht man in die Mauer des Friedhofes Grabsteine der aufgelösten Grabmäler eingearbeitet. Auf der rosafarbenen Marmortafel des mit 13 Jahren verstorbenen Lajos Kónya (120) sind Spuren eines kurzen Gedichtes zu finden, mit dem sich seine Eltern und drei weitere Verwandte sehr schön und innig von ihm verabschieden (der auf ungarisch verfasste Text ist schwer zu lesbar, er ist aber in einer katalogisierten Aufzeichnung zu finden). Auf der Tafel daneben (122) ist ein deutsches Gedicht zum Gedenken von Sophie Amalie Putz zu finden. Direkt vor uns ruht Eduard Dapsy 1808-1871 (110), Soldat der Revolution und des Freiheitskampfes von 1848-49, der später das Ziegelwerk der Stadt pachtete und auch umbaute. Dr.Ludvig Wester 1808-1879 (192-193), Arzt und Direktor der evangelischen Kirchenbibliothek. Er war es, der die Bibliothek aus der Gebäude des evangelischen Lyzeum in die Empore der grossen evangelischen Kirche zu Leutschau umziehen liess, und diese auch katalogisierte. Bis heute wird noch der Wester-Katalog benutzt.

            Als nächstes erwähne ich stellvertretend für die vielköpfige Familie Steinhausz (94-103), einen ihrer bedeutendsten Mitglieder, László János Steinhausz 1854-1908, Architekt und Restaurator. Er war Mitglied der Zentralkommission für Denkmalschutz in Ungarn. Er hat von 1899-1901  an der Hl.Ladislaus Kirche zu Donnersmarkt (Spiąsky Stvrtok) und  an der Hl.Elisabeth Kirche zu Kaschau (Koąice) Restaurationsarbeiten durchgeführt, und selbst an der Planung der Budapester Parlamentsgebäude mitgearbeitet; den Plan für den Springbrunnen vor dem Rathaus auf dem Meister Paul Platz (námestie majstra Pavla) hat auch er entworfen. Sein Vater, Károly Rudolf hat im Jahre 1852 an der Minoritenkirche zu Leutschau statische Messungen durchgeführt. Am Zaun des Grabgartens wächst eine junge Tanne, die die Stelle zeigt, an der ursprünglich eine Marmortafel mit den Namen der dort Begrabenen zu finden war.
            Samuel Genersich 1768-1844 (79), der ein Schüler des Gymnasiums zu Kesmark war, und danach in Wien sein Diplom als Arzt erwarb. Die ersten sechs Jahre praktizierte er in Kesmark, danach war er bis zu seinem Ruhestand Arzt der Stadt Leutschau. Er begeisterte sich für die im Zipser Komitat zu findende Pflanzenwelt, und dabei ganz besonders für die des Tatra Gebirges. Er hat 950 allgemeine Pflanzensorten, und 588 Seltenheiten der Pflanzenwelt beschrieben und aufgezeichnet. Dieser Aufschrieb war das erste regionale Werk in Ungarn nach dem System von Linné. Konnte Genersich einen Fund nicht genau einordnen, kam ihm ein Forscher vom schwedischen Königshof, Georg Wahlenberg, zu Hilfe, der die fragliche Herkunft der Pflanze feststellte (nach ihm hat man im Gebirge der Hohen Tatra, im Furkota Tal die Wahlenberg Seen benannt).
Genersich hat auch ein Buch zur Bekämpfung von Krankheitsepidemien bei Rindern herausgegeben. Ein Teil dieses Buches befindet sich im Ungarischen Nationalmuseum. Im Jahre 1806 wurde er ehrenamtliches Mitglied der Botanischen Gesellschaft zu Regensburg. In Budapest existiert auch heute die Dr.Antal Genersich Stiftung, die einmal im Jahr den in einer Hinsicht als für hervorragendsten Arzt Befundenen eine Auszeichnung verleiht. Der Sekretär eben dieser Stiftung ist Dr. Attila Tankó, der Abkömmling des in Tyrnau (Trnava) geborenen, und in Kesmark aufgewachsenen Dr.Antal Genersich, der seine Tätigkeit als Professor zunächst in Klausenburg (Kolozsvár, Cluj-Napoca), später dann in Budapest ausübte, und dessen Grossvater Johann Genersich war, der zunächst in Kesmark, und dann in Wien Professor, und der Bruder des hier begraben liegenden Sámuel Genersichs war. Die Stiftung möchte das zerfallende Grab Samuel Genersichs erneuern, und nimmt dazu dankend jede Unterstützung und Spende an (email: tankoa@freemail.hu).

            Johann Schwab, ein Grosshändler, und der Besitzer des Hauses mit der Hausnummer 5 des Meister Paul Platzes, wo heute das Hotel Satel zu finden ist. In Zeiten der schwersten  Gegenreformation fanden die slowakische Lutheraner hier einen Ort, an dem sie sich zum Gebet versammeln konnten.
            Von dem Grab seines Sohnes, Christian Joachim Schwab 1672-1721 ist nurnoch ein Epitafium mit Wappen irgendwo neben der Mauer zu finden. Er hat gegen den Willen seines Vaters in Leiden Medizin studiert, und kam zur Zeit der Pestepidemie nach Ungarn zurück. Zunächst arbeitete er als Arzt der Stadt Leutschau, später dann wurde er Arzt des Zipser Komitates Szepes. Er war ein selbst im Ausland bekannter und anerkannter Arzt, der seine Dissertation über die Heilung der Pest geschrieben hat.
            Dieses Grab ist dann vernichtet worden, als man die daneben stehende Mauer eingerissen hat, und auch noch weitere Marmortafeln mit Namen bedeutender Familien von Leutschau sind diesem Einriss zum Opfer gefallen.


IX. Sektor

Der frühere Friedhofseingang lag eigentlich an der Grenze zwischen dem I. und dem IX. Sektor und der Durchgang vom Menharder Tor und Stadtmauer war sogar überdacht. Das Grab vieler, damals schon bestatteter bedeutender Personen liegt deswegen leider unter der Landstrasse und dem Bürgersteig. Dem evangelischen Pfarrer Jan Havira ist es zu verdanken, dass zumindest einige der Grabtafeln gerettet worden sind, da er letztere in die Mauer einarbeiten lassen hat, als die Landstrasse verbreitert wurde.
            Kornél Lányi 1878-1941 (61-63) und Adolf Kurovszky 1851-1922 (170-171) waren Professoren an der hiesigen Schule.
            Dr.Antal Steiner 1841-1905 (14), Chemiker und Lehrer, der seinen Doktor an der Budapester Universität erwarb, und an der Realschule zu Leutschau unterrichtete. Er war Leiter des Forschungslabors des Zipser Komitates, das für die Kontrolle der in der Landwirtschaft und im Gewerbe benutzten Rohstoffe, und dessen Endprodukte verantwortlich war. Er veröffentlichte in Fachzeitschriften Artikel z.B. über Mineralwasser aus Siebenbürgen, die chemische Zusammensetzung des in Budapest benutzten Gases, über die in Ungarn zu findende Seifenauswahl, über die Ursache der Verfärbung von Sandstein, die Geschichte des sauren Wassers von Izocuamuri, über das Wasserstoffmolekül, und über vieles andere. Er hat auch Lehrbücher über die Methodik im Chemieunterricht, und über chemische Versuchsreihen geschrieben. Er war Mitglied der Chemischen Vereinigung von Berlin, und er war auch Mitglied der Zipser Komitatsversammlung.
            In der obersten rechten Ecke des Friedhofes sind die Gräber, oder besser gesagt vielleicht auch nurnoch Grabmäler, die ebenfalls in die Mauer eingearbeitet sind, der bedeutenden Familie Fabriczy zu finden.
            Johann von Fabriczy 1800-1865 (9), Geodät, Teilnehmer des Freiheitskampfes von 1848-49. Am Ende des Freiheitskampfes ist er für kurze Zeit ins Gefängnis gekommen, gleich danach aber wieder entlassen worden. Er war der Ingenieur und Architekt des Kompossesorats des Arwaer und Zipser Komitates. Er war verantwortlich für die Planung der evangelischen Kirche zu Poprad und für den Altar zu Georgenberg (Spiąská Sobota), und er war es, der den Bau der evangelischen Kirche zu Leutschau vollendete, nachdem der eigentliche Verantwortliche, Antal Povolny, inmitten der Bauarbeiten verstarb. Ausserdem machte er sich im Strassenbau, bei Flussbettregulierungen, und im Bau von Kunstgegenständen innerhalb des Zipser Komitates verdient. Zusammen mit J.Pazár zeichnete er die Karte des Poprad-Flusses, und auch die Karte des gesamten Zipser Komitates stammt von ihm. Er beschäftigte sich oft mit den Naturphänomenen des Tatra Gebirges und publizierte öfter Artikel in städtischen Zeitungen und Fachzeitschriften. 
            Kornel Fabriczy 1839-1910, Architekt und Kunsthistoriker. Er war der Verantwortliche für den Bau mehrerer Eisenbahntrassen in Siebenbürgen und Württemberg. Als Mitarbeiter der Ungarischen Eisenbahnen nahm er am Bau der Eisenbahn im Gömörer Komitat teil. Vom Jahre 1880 an arbeitete er in Stuttgart. Schon während seines Studiums interessierte er sich für Bildende Kunst und Kunstgeschichte. Er hat viele Studienreisen unternommen, und kam so bis nach Rom, Neapel, Paris, und in etliche italienische Museen und Archive. Während seines Aufenthaltes in Deutschland hat er Abhandlungen über die Bildhauerei des 15. Jahrhunderts geschrieben. Er war Mitglied vieler westeuropäischer Gesellschaften für Kunst und Kultur.
            Sámuel Fabriczy 1791-1858 (10-11), Jurist, Schriftsteller, Abgeordneter der Stadt Leutschau im ungarischen Landtag. Er war evangelischer Kircheninspektor vorerst im Seniorat dann im Kirchendistrikt (Bistum). Er war der Vater des oben genannten Kornel Fabriczy. Er war auch der Rechtsberater adliger Familien (unter anderem der Familien Csáky, Coburg, Palocsai und Berzeviczy), Sekretär von Okolicsányi, Obergepsan des Tornaer Komitates, Richter (Assessor) im Komitat Zips und Abaúj, Rechtsanwalt in Leutschau, Ministeralialrat des ungarischen Kultusministeriums. Er beschäftigte sich ferner mit Geschichtsphylosophie, Volkswirtschaft und Botanik. Ausserdem verfasste er selbst Literatur, gab Literaturkritiken heraus, schrieb religiöse Abhandlungen und übersetzte auch englisch- und französischsprachige Artikel. Von grösster Bedeutung waren aber seine Untersuchungen das Strafrecht betreffend, die er mit Beispielen aus der alltäglichen juristischen Praxis untermauerte. Einige Male sind von ihm auch Artikel in ungarischen Zeitschriften erschienen.

 

I. Sektor

            Links sind die fünf Grabhügel der Familie Justus zu sehen. Eine kleine metallene, den Engel Amor darstellende Skulptur, die eine nach unten zeigende, ausgeloschene Fackel in der Hand hält, steht dort auf einer achteckigen Säule. Dies war damals ein gängiges Symbol. Eine ähnliche Skulptur schmückt auch das Grab Mozarts in Wien. Viktor Justus war der Begründer der Textilfabrik zu Leutschau im Jahre 1879. Zehn Jahre später wurde die Textilmanufaktur nach Kaschau umverlegt.
            In diesem westlich gelegenen Sektor war auch der Brunnen, neben dem Grab mit der Nummer 27 zu finden.
            Zu den Gründungsmitgliedern der Ungarischen Karpathenverein gehörte auch Friedrich David Fuchs 1799-1874 (27), Geodät und Unternehmer. Unter seiner Leitung wurde im Jahre 1838 das Eisenwerk in Jakobsau (Jakubiany) gebaut, und 1847 gründete er im hiesigen Leutschauer Bad (Levočské Kúpele) sein eigenes Eisenwerk. Er stellte Draht, Ketten und Eisenstangen her, und ging wegen der geringen Nachfrage damals beinahe pleite. Ferner beschäftigte er sich im wissenschaftlichen Sinne mit der Forstwirtschaft, und war Mitglied der Forstwirtschaftlichen Gesellschaft Ungarns. Er war einer der ersten, die sich für den Naturschutz im Tatra Gebirge, und ganz besonders für den Schutz der Murmeltiere und Gemsen einsetzte. Auch er veröffentlichte Artikel in städtischen Fachzeitschriften. Auf seinem Grab steht ein Kreuz aus Eisen.
            Gyula Barcs 1853-1934 (ohne Nummer), Direktor der städtischen Sparkasse, und mehrere Jahre lang evangelischer Presbiter. Begraben liegen hier noch seine Ehefrau Valentine Sponer und ihre, mit 9 Jahren verstorbene Tochter Grethchen.
            Ferenc Dénes 1845-1934 (136-137), Fachwissenschaftler der Geologie, Lehrer der Mittelschule und Verantwortlicher für die Organisation der Touristik im Tatra Gebirge, der neben seiner Tätigkeit als Lehrer die eben genannte Touristik tatenkräftig unterstützte. Er selbst hat einige der Bergspitzen im Tatra Gebirge als erster bestiegen. Ferner hat er einige Touristenführer geschrieben und Wanderkarten erstellt. Er war eines der Gründungsmitglieder der Touristischen Vereinigung Ungarns. Von ihm sind über 100 Artikel über die Problematik im Tatra Gebirge erschienen. Von 1922 an war er der Leiter der meteorologischen Station in Tatranské Polianka. Nach ihm ist die Dénes Spitze (2438m) im Tatra Gebirge benannt.
            Johann Gretzmacher 1802-1891 (103), Erzieher und Lehrer an der Mittelschule in Leutschau, evangelischer Pfarrer und Dichter. Er gründete einen Männerchor. Auf seinem Grabmal sind vier kurze Zeilen zu finden, die der „greise Patriarch” noch zu seinen Lebzeiten als Grabsinschrift verfasst hat (auf Deutsch): „Der Sämann schneidet von der Saat, die seine Hand gestreuet hat, und hofft es wird beim Gabenbinden der Schnitter seine Rechnung finden.”  Auf der anderen Seite des Grabsteines ist das Gedicht seines Enkels, Jenő Binders zu finden, der Lehrer am Lyzeum zu Kesmark war, und letzteres im Namen der dankbaren Schüler seines Grossvaters verfasst hat (auf Deutsch): „Dem Sämann der einst unentwegt den Samen uns ins Herz gelegt, bringt seine grosse Schülerschaar den Stein als Dankeszeichen dar.” 1896
            Aurél Kaufmann 1868-1919 (116), Lehrer für Latein, Deutsch und Ungarisch an der Realschule zu Leutschau. Er war Mitglied der Lehrervereinigung des Komitates, und Mitglied der Geschichtsvereinigung des Zipser Komitates. Er hat die Leutschauer Stadtchronik des Caspar Hain neu herausgegeben, und auch mehrere geschichtliche Abhandlungen verfasst.
            József Rajmund Hajnóczy 1854-1931 (172-174), Historiker und Sport-, Erdkunde- und Geschichtslehrer. Er hat an der jüdischen pädagogischen Hochschule unterrichtet, und bildete in Budapest Kindergärtnerinnen aus. Von 1880 bis 1915 war er Schulaufseher der Volkshochschulen im Komitat Szepes. Er schrieb Lehrbücher, und veröffentlichte in Zeitungen Artikel über Pädagogik und Geschichtswissenschaft. Ferner steuerte er seinen Beitrag als Funktionär der Gesellschaft für Geschichte des Zipser Komitates zu dessen Weiterentwicklung der Regionalistik bei. Zwischen 1901 und 1904 ist er der Redakteur der Mitteilungen aus der Zipser Vergangenheit (Közlemények Szepes vármegye múltjából) gewesen.
            Jakab Calix 1762-1838 (181-183), Goldschmied. Er entwickelte den Stil der Modernen Empire, der vor allem bei Gebrauchsgegenständen, so z.B. bei Essgeschirr, Tellern und Tassen benutzt wurde. Er hat die berühmte, dreieckförmige Karaffe aus Silber zum servieren von Sauerrahm gemacht, deren Henkel einen Sphinxkopf darstellt; die Karaffe gehört noch heute zum Besitz des Slowakischen Nationalmuseums.
            Dr.Lajos Hritz 1870-1942 (237), Jurist. Ein hervorragender Rechtsanwalt und leitender Richter zu Leutschau.

 

II.Sektor


Der Sektor II ist der grösste im ganzen Friedhof, in dem viele relativ einfache, aus der zweiten Hälfte des 19.Jahrhunderts stammende Gräber zu finden sind.
            Das Grabmal der Familie des Dr. Artúr Hritz (194-195) aus schwarzem Marmor muss hier als Seltenheit erwähnt werden; das Grabmal ist beim Ausbau der Landstrasse, noch zu Lebzeiten der Frau Hritz enteignet worden, was letztere bei der Stadtverwaltung sofort gemeldet hat. Drei Tage später hat man die schwarze Marmortafel in Zebin (Sabinov) gefunden, wo sie bereits im Neuen Friedhof von Leutschau, rechts neben dessen Mauer ca.70 Meter vom Eingang entfernt wieder eingesetzt worden war.
            Imre Záborszky 1808-1898 (45), der während des Freiheitskampfes 1848-49 Leutenant im 15.Batallion des Ungarischen Heeres (honvédség), und später Oberbeaufsichtigter der Finanzen im Komitat war.
            A.P. Bartsch 1820-1898 (78-80), langjähriges Mitglied des Leutschauer Stadtrates, und Aktionär der 1846 gegründeten Zipser Sparkasse. Diese Bank existierte bis 1921, danach wurde sie in „Zipser Volksbank” umbenannt. Er selbst war von Beruf Juwelier, der mit Gold, Silber und Schmuck handelte und der reichste Bewohner von Leutschau war.           
            Frigyes Fleischer 1813-1890 (89-91), der nach seinem Arztstudium in Budapest auch dort in Budapest, in Wien und in Berlin als Assistenzarzt der Inneren Medizin arbeitete. Nach Beendigung seiner Studien praktizierte er in Matzdorf (Matejovce) und Altschmeks (Stary Smokovec). Von 1863 an war er 14 Jahre lang Arzt des Zipser Komitates in Leutschau. 1882 gründete er die Stiftung 2000 Goldstücke zum Aufbau des Krankenhauses zu Leutschau. Seine Dissertation schrieb er über Betäubungsmittel, und er interessierte sich auch für die Botanik. Für seinen Beitrag beim Kampf gegen die Choleraepidemie 1856 wurde er 1873 von Kaiser Franz Josef mit dem Goldenen Verdienstkreuz mit der Krone ausgezeichnet. 1882 wurde ihm der Adelstitel verliehen.
            Gusztáv Hoepfner 1833-1900 (81-84), Volkswirt und Redakteur, der in Budapest, Wien, in Kirchdrauf (Spiąské Podhradie) und auch in Zipser Neudorf (Spiąská Nová Ves) arbeitete. Von 1868 an fungierte er als Geldwechsler. Von 1872 an war er Direktor der Zipser Kredit- und Gewerbebank, und gleichzeitig auch der Inhaber der Druckerei „Pannónia”. Er war der Wirtschaftssachverständige des Zipser Komitates, und er schrieb auch Wirtschaftsartikel und Artikel über die Zipser Region. Er war der Leiter der kulturellen und politischen Aktivitäten der Zipser Deutschen. Ferner unterstützte er als Mitglied der Ungarischen Tatravereinigung den Fremdenverkehr in das Hohe Tatra Gebirge.
            Sein Sohn, Gusztáv Hoepfner 1872-1932 (148) war von 1902 an Direktor der Zipser Kreditbank in Leutschau, die in Besitz des Urlaubsortes Altschmeks (Stary Smokovec) war. Er unterstützte den Fremdenverkehr, und innerhalb dessen vor allem das Einführen der Wintersaison in Hotels und touristischen Zentren des Tatra Gebirges, und er unterstützte den Bau von Hotelanlagen in Altschmeks (Stary Smokovec), Tatralomnitz (Tatranská Lomnica) und beim Tschirmer-See (?trbské Pleso) den Plänen seines Bruders Guido entsprechend. Er war einer derer, die den Bau der elektrischen Tatra Bergbahn (Poprad-Altschmeks), sowie den Bau der Standseilbahn von Altschmeks nach Kämmchen (Pozemná lanová draha Smokovec-Hrebienok) veranlassten. Ferner organisierte er öfters Sportveranstaltungen. Er war auch Funktionär der Bädervereinigung des Tatra Gebirges und der Vertreter der Bäder des Tatra Gebirges im Ausland.
            In den Gräbern mit der Nummer (165-166) liegen die Eltern des Július (Gyula) Értekes begraben. Július Értekes war Lehrer an der örtlichen Mittelschule. Er war ein herausragender Künstler, der bereits in der zweiten Hälfte des 20.Jahrhunderts Aquarelle malte. Seine gesammelten Werke, die vor allem aus Landschaftsmalerei bestehen, sind im Zipser Museum ausgestellt. Er selbst liegt im Neuen Friedhof begraben.
            Gusztáv Görgey 1816-1882 (199), Volkswirt des Komitates, Grossgrundbesitzer und Adeliger, Besitzer der Gebiete Gorg (Spiąsky Hrhov) und Topperz (Toporec). Nach Beendigung seiner Studien bewirtschaftete er sein eigenes Besitztum und wirkte im Verwaltungsapparat des Komitates mit. Er hat auch am Freiheitskampf und der Revolution von 1848-49 teilgenommen, und war Amtsinhaber von wirtschaftlichen Verbänden. Im Jahre 1869 nahm er aktiv an der Gründung der Zipser Kredit- und Gewerbebank in Leutschau teil, die die bedeutendste Bank im gesamten Zipser Komitat war. Auch er unterstützte den Fremdenverkehr im Tatra Gebirge. Von 1873 an war er der Vorsitzende des Ungarischen Karpathenvereines.
            Anton Müller 1848-1932 (7), Architekt, der 1872 von Wien aus zum Architekt der XVI Zipser Städte gewählt wurde. Später war er Bauunternehmer in Leutsachau, der der Stadt ihr heutiges Image verliehen hat. Er hat nicht nur innerhalb der Stadt, sondern auch in der nächsten Umgebung viele Häuser gebaut. Er hat das jetzige Gastrodom (Restaurant, Meister Paul Platz 35) gebaut, das Gusztáv Hermann Krankenhaus, das damals als das modernste in ganz Ungarn galt, er baute die alten Kasernen, die Synagoge (die zerstört worden ist), die Kirche auf dem Marienberg und die kleine Kapelle im evangelischen Friedhof. Er war es, der die Kuppel der evangelischen Kirche umbauen liess, und die Streicharbeiten bei letzterer beaufsichtigte. Auch am Theater und an der evangelischen Parochie hat er mitgearbeitet. Man kann sagen, dass er Leutschauer Bad (Levočské Kúpele) aufgebaut hat, er errichtete viele Gebäude im Hohen Tatra Gebirge, er baute das Schloss von Gorg (Spiąsky Hrhov) um, und er hat auch mehrere Schnapsbrauereien, unter ihnen auch die von Leutschau im Jahr 1893 aufgebaut. Er schuf all damit einen Platz für seinen Namen in der Baugeschichte der Slowakei.
            Das Grabmal von Lenke Hoepfner (147) ist ebenfalls beachtenswert. Sie war schon als junges Mädchen aussergewöhnlich schön, und ihre Post ist einfach an „das schönste Fräulein von ganz Zips” adressiert worden. Sie hat leider im Alter von 40 Jahren sich das Leben genommen. Ihr Ehemann hat sie so sehr geliebt, dass er ihr ein Grabmal höchsten künstlerischen Wertes hat erstellen lassen.
 

III.Sektor


Ákos Wieland 1879-1955 (217), der Sohn des Obergespans des Zipser Komitates, der es der Mitgift seiner Frau, Anna Mária Csáky zu verdanken hatte, dass er in Marksdorf (Markuąovce), in Dirn (Odorín) und dessen Umgebung einen beträchtlichen Besitz aufzeigen konnte, auf dem er eine einzigartige Pferdezucht gegründet hat.
            Mihály Hlavacsek (Michael-Michal Hlaváček) 1803-1885 (236-238), Professor und evangelischer Pfarrer, der in Skalitz (Skalica, Westslowakei) geboren wurde. Nachdem er seine Schulausbildung im evangelischen Lyzeum zu Leutschau beendet hatte, studierte er Jura an der Königlichen Akademie zu Pressburg (Bratislava), Theologie in Halle und Mathematik und Physik in Göttingen. Er unterrichtete in Debrecen, Leutschau und in Eperjes (Preąov), wo er von 1854 bis 1874 Rektor des evangelischen Kollegiums war. Er ist in Pressburg schon zu Schulzeiten Vorsitzender der Gesellschaft der Slowakischen Sprache und Literatur geworden. Er gründete eben solch eine Gesellschaft auch im Lyzeum zu Leutschau, und unterstützte damit die literarische Tätigkeit der Studenten, deren Werke auch an Versammlungen dieses Vereines vorgetragen wurden. Die besten Arbeiten wurden sogar im „Liber memorialis” veröffentlicht, aus denen dann 1840 der Almanach namens Jitrenka (Gitřenka) entstanden ist. Er hielt regelmässig Kontakt mit slowakischen Mitbürgern, und unterstützte die Bücherei ihrer Gesellschaft in Leutschau. Auch in Eperjes gründete er eine Slowakische Gesellschaft, und unterrichtete auch auf Slowakisch. Durch seine pädagogische Tätigkeit kamen die Schüler des berühmten slowakischen nationalen Denkers Ąudovít ?túr nach Leutschau, und durch sein Tun hat sich der fortgeschrittene slowakisch-literarische Romantizismus entfaltet. Eben wegen diesem Tun nannte man ihn auch den Slowakischen Sänger, selbst wenn gegen Ende seines Lebens sein nationaler Tätigkeit drastisch nachgelassen hat.
            Direkt gegenüber, hinter dem Weg steht ein riesengrosses, stark beschädigtes Grabmal aus Sandstein. Es ist das Grabmal der 20 jährigen Ehefrau eines Adeligen namens Mazáry, und das seines tot geborenen Kindes. Beachtenswert an diesem Grab ist seine Individualität, da es sich um einen Sarkophag handelt: die Verstorbene ist nicht in der Erde beigesetzt worden. Ein anderer, sehr grosser Sarkophag ist im V.Sektor neben der Kapelle zu finden. Gleich daneben stand die Leichenhalle, deren Bauherrin Janka Lányi war. 1985 ist die Halle abgerissen worden, da im Friedhof nicht erwünschte Besucher hier ein Obdach für sich gefunden haben.

 

IV.Sektor


In diesem Sektor findet man die Gruft der Familie von Pfannschmiedt (Okolicsányi-Zsedényi) (164-174). Sie ist einer der bedeutendsten der adeligen-bürgerlichen Familien hier in Leutschau. Ganz besondere Aufmerksamkeit muss dabei auf Ede Zsedényi 1802-1879 gerichtet werden (171). Er war von 1833-1840 Abgeordneter des Zipser Komitates im ungarischen Landtag und 1848 Ministerialrat im königlichen Hof in Innsbruck. Ferner bekleidete er 1860-1875 des Amtes Inspektor des Evangelischen Theissdistriktes (Bistum in ehem. Nordostungarn) und 1875-1879 Inspektor der Evangelischen Landeskirche in Ungarn. Er unterstützte die Autonomiebewegung des Protestantismus während der Zeit des Absolutismus, kam so in Konflikt mit seiner Regierung, und wurde sogar zu mehreren Monaten Gefängnisstrafe verurteilt. Nach seiner Befreiung 1860 wurde er er königlicher Geheimrat, später Parlamentsabgeordneter für die Zips. Er besass eine Bibliothek beträchtlichen Masses, die er nach seinem Tode der evangelischen Gemeinde von Leutschau vermachte.”
Einige frühere Familienmitglieder sind auch noch hier begraben, wie zB. Christian Pfannschmiedt 1728-1796. Er war Abkömmling von Christian Pfannschmiedt, seit 1705 leitender evangelischer Pfarrer zu Leutschau und 1729-1741 Superintendent (Bischof) der sechs königlichen Freistädte Nordostungarns (Hexapolis).
In der Gruft findet man auch Gräber von Mitgliedern bedeutender anderer Familien, wie z.B. von Lilienfeld, Tóthfalussy und Okolicsányi.
            Rezső Csáky 1809-1887 (76), ungarischer Politiker, Obergespan des Zipser Komitates. Sein Grab befindet sich neben der Gruft.
            Zsigmond (Sigismund) Görgey 1745?-1795 (16) und István Görgey 1835-1888, Mitglieder einer bedeutenden Adelsfamilie des Zipser Komitates. Die symbolische trauernde Frauenfigur auf dem Grab wurde von der Mutter des jung verstorbenen Zsigmond aufstellen lassen.
            Johann Maléter (János Maléter), 1691-1755 (ruht in der Parzelle, in der seine ganze Familie begraben liegt mit der Nummer 49-52). Er war von Beruf Arzt, von 1723 Arzt der Stadt Leutschau und des Zipser Komitates. Er interessierte sich schon während seiner Studienzeit in Leiden für die Naturwissenschaft. Für denn russischen Zar, Peter den I. erstellte er eine Sammlung naturwissenschaftlicher Fakten und eine Sammlung von Mineralien. Die Monografie des Zipser Komitates stellte er mit Mathias Bel (Matej Bel, Mátyás Bél) zusammen. Das Thema seiner Dissertation war der Morbus Hungaricus, der eine ganz spezifisch ungarische Erkrankung darstellt. Im Auftrag des Gesundheitsrates des Ungarischen Statthaltereirates erarbeitete er eine Strategie zur Prävention und Heilung der Pest.
            Dr.Samu Róth 1851-1889 (83-85), Professor, und später Direktor der Realschule von Leutschau, der die Naturkunde mit einer völlig neuen Einstellung unterrichtete. Er hat 10 Schulbücher geschrieben, gründete die archäologische Paläontologie, und war Korrespondent am Geologischen Reichsinstitut in Wien. Ferner war er der Mitbegründer der Ungarischen Gesellschaft für Geologie und der Ungarischen Gesellschaft für Naturkunde. Er führte geologische Untersuchungen, vor allem im Bezug auf Gletschergestein und Granit im Hohen Tatra Gebirge durch. Er beschäftigte sich ausserdem mit Höhlenforschung, und entdeckte bzw. erforschte im Laufe seiner Tätigkeit 17 Höhlen. Ausserdem war er der stellvertretende Vorsitzende des Ungarischen Karpathenvereins. Im Hohen Tatra Gebirge ist sogar ein Gipfel nach ihm benannt worden, aber die Stelle, an der der Hernad-Fluss sich seinen Weg durch das Gebirge bahnt, ist nach einem seiner Verwandten, Márton benannt, der in Zipser Neudorf (Spiąská Nová Ves) begraben liegt.
            Wir machen auf unserem Weg jetzt eine Kehrtwendung, verlassen die Kapelle, und gehen zum nächsten Sektor.


V.Sektor


János Marschalkó 1818-1877, ein in ganz Europa bekannter, mit dem Gulden Preis ausgezeichneter Bildhauer. Er selbst hat für seine Familie das wunderschöne Grabmal (38) gefertigt. Zu seinen Kunstwerken gehören die vier Löwen an der Kettenbrücke in Budapest, die Steinplastiken in der Eingangshalle am Südeingang des Domes zu Kassa, dessen nördliches Tor mit seinem Altarraum, sowie militärische Denkmäler. Im Leutschauer Museum ist die Holzschnitzerei „Der Frau mit Kopftuch” ausgestellt, und er hat auch Portraits geschaffen. Die Steinfigur auf dem Grabmal, die er seinen Eltern gewidmet hat, wird im Jahre 2008-2009 von Mitarbeitern des Bildhauerateliers von Leutschau restauriert.
            In diesem Sektor befindet sich ebenfalls ein riesenhafter Steinsarkophag (118), dessen Inschrift nicht mehr lesbar ist. In der Nähe befindet sich die Grabstätte der Familie Prihradny. Das Grab Nummer (101) ist ein steinerner Aschenbehälter, eine Urne.
            András Dianiska 1840-1906 (11) Pfarrer, Religionslehrer und Forscher der Kirchengeschichte. Er hat in Zeitungen, die sich mit dem historischen Geschehen befassten Artikel über die Tätigkeit des Gustav Adolf Vereins veröffentlicht, und ist aus politischer Sicht immer als Ungarndeutscher (Zipser Deutscher) aufgetreten, indem er die Föderalisierung vertrat, und damit gegen die radikale „Magyarisierung” war. Er hat der Kirchgemeinde die von ihm handschriftlich verfasste Geschichte des evangelischen Lyzeums vermacht.
            Carl Seeliger 1818-1896 (16-18) war der einzige Besitzer einer Buchhandlung im ganzen Zipser Komitates. Um sein Geschäft rentabel zu machen, verkaufte er ausserdem noch Bilder, Noten und Prospekte von Büchern. Er war der Begründer und Herausgeber der in drei Sprachen erscheinenden regionalen Zeitung mit dem Namen: „Zipser Anzeiger – Szepesi Értesítő – Spiąsky Oznamovatel”. Er nahm ausserdem auch am Theater-Leben der Stadt teil und war einer der hervorragendsten Organisatoren von kulturellen Zusammenkünften. Auf seinem Grab, wo er gemeinsam mit seiner Frau begraben liegt befindet sich ein Kreuz aus Marmor mit einem Engel; dieses Kreuz war eine Spende der Firma Becke aus Mährisch Ostrau (Moravská Ostrava). Im Jahre 2008 wurde auch dieses Grab von den Leutschauer Bildhauer-Atelier im Auftrag der deutschen Messerschmitt Stiftung restauriert.
            Johann Ludwig Toperczer 1805-1880 (28-30?), Pfarrer, Administrator-Superintendent der evangelischen Theissbezirkes und Mezän der Kirche, der sich auch gegen die forcierte „Magyarisierung” des Zipser Komitates einsetzte. Er war der Lehrer mehrerer hervorragender slowakischer Persönlichkeiten und unterstützte auch die Geheime Vereinigung der slowakischen Studenten innerhalb des Lyzeums der Leutschauer evangelischen Gemeinde.
Als Vertreter der evangelischen Kirche Ungarns 1855 nahm er an Besprechung mit der österreichischen Regierung teil. Nachdem Erlass des kaiserlichen Patents 1859, in dem die Rechte der Protestanten in Ungarn beschnitten wurden, führte Toperczer die Konventsitzung des evangelischen Theissdistriktes in Kesmark, in der Kritik gegen dem Patent ausgesprochen wurde.
            Am Rande des Sektors ist ein weisser Engel aus Marmor am Grabe von Julian Stavarsky zu sehen.


VI.Sektor


            Henriette Steiner 1873-1917 (24), Diakonisse, die sich laut den noch heute Lebenden grosser Beliebtheit erfreut hat.
            Friedrich Wilhelm Wagner 1815-1887 (33-36), ein aus Sachsen stammender Organist und Musiklehrer. Er war ein anerkannter Musiker, und gab ausserhalb seiner Verpflichtungen innerhalb der Gemeinde noch Privatunterricht in Musik. Im Leutschauer Lyzeum, später auch im Gymnasium und an der weiterführenden Mädchenschule gab er Gesangsunterricht und lehrte auch Musik. Er gründete und leitete sowie in der Schule, als auch in der Kirche Chöre, für die er auch Stücke komponierte. Selbst für Schauspieler komponierte er manchmal Musikstücke. Einige seiner Werke, die er im Auftrag von deutschen Dichtern für Chöre mit Klavierbegleitung geschrieben hat, sind bis heute bekannt geblieben.
            Dr.Gyula Walser 1871-1933 (85-88), evangelischer Pfarrer, der hier mit seiner Familie begraben liegt.


VII.Sektor


            Johann (János) Rombauer, der 1782 geboren wurde, und dessen Familie wahrscheinlich in den Gräbern (227-231) beigesetzt ist. Er war ein hervorragender Zipser Maler und von 1806-1824 in Sankt Petersburg als Maler am Hofe der Zarenfamilie tätig. Er schuf vor allem Portraits und malte biblische Themen, so z.B. das Bild am Altar der evangelischen Kirche zu Eperjes (Preąov). Er malte im empirischen und romantischen Stil, und war auch dem Biedermeier nicht abgeneigt. Seine Kunstwerke sind in mehreren slowakischen Museen, ferner in Moskau, Sankt Petersburg, in Kiew, in Shitomir und in Budapest ausgestellt.

Das bedeutendste aller Kunstwerke im ganzen Friedhof ist die Grabstätte („Grabgarten”) der Familie Probstner. Dieser Garten ist der typische Vertreter der damals in der zweiten Hälfte des 19.Jahrhunderts gängigen Art von Grabgärten. Das Kreuz aus Marmor ist z.B. eine Spende der Firma von Antal Gerendai, die nach eigenen Angaben ca. 70 solcher Kreuze in Ungarn hergestellt hat. Eine der Figuren aus Marmor fehlt, und zwar die Figur vom Grab Nummer 18, die ein Verwandter in den Neuen Friedhof hat bringen lassen, damit wenigstens ein Grabstein davor bewahrt wird, dass er verloren geht oder durch Vandalismus beschädigt wird. Schliesslich sind die erhalten gebliebenen Grabmäler des kleinen Gärtchens von Bildhauern des Restaurierateliers zu Leutschau im Jahre 2007-2008 im Auftrag der deutschen Messerschmitt Stiftung erneuert worden.

            Adam Probstner ist in der zweiten Hälfte des 18.Jahrhunderts nach Leutschau gekommen. Er, und vor allem sein Sohn Andreas widmeten ihr Leben der Gewinnung und Verarbeitung von Erz. Sie suchten nach neuen Erzanlagen, was aber in den Gebirgen von Leutschau ohne Erfolg blieb. An der Nordseite des Gebirges, in Jakobsau (Jakubiany), bauten sie zusammen mit einem Verwandten namens F.D.Fuchs zwei grosse Schmelztiegel und Gussstätten zum Aufarbeiten des Metalls. Im Leutschaer Bad (Levočské Kúpele) gründeten sie eine Firma, in der sie Draht herstellten. Das Erz brachten sie aus dem slowakischen Erzgebirge, aus Kotterbach (Rudňany) und Slowenka (Slovenky) dorthin. Der aus diesem Grund ausgebaute Weg ist noch bis heute Teil der 18-er Landstrasse, die genau am Friedhof vorbei führt. Am Rande dieser Strasse befand sich auch der Familienschloss, der heute Teil des Krankenhauses ist. Für den Bau dieser Strasse bekam Andreas 1833 den Adelstitel. Seine Nachkommen führten nicht nur die Erzverarbeitung weiter, sondern sie bauten auch das Badegebiet aus. Alfréd Artúr Probstner sorgte auch für das Aufblühen des Lublauer Bades (Łubovnianské kúpele). Gleich neben Leutschau errichtete er die Kováts-Villa, die heute als Campingplatz benutzt wird. Die weit verzweigte Familie wurde zur wohlhabendsten Familie des Zipser Komitates. Sie haben sehr viel für die Weiterentwicklung der Stadt Leutschau, nicht nur im wirtschaftlichen, sondern auch im politischen und kulturellen Sinne getan. 1945 ist ihr gesamtes Gut verstaatlicht worden. Die Nachkommen der Familie leben heute ausser der Slowakei noch in Deutschland, Österreich und Ungarn verstreut.
            In diesem kleinen umzäunten Grabgarten befinden sich 36 Gräber. Als die Grabsteine erneuert worden sind, hat man auch den ganze Platz erneuert, und so stimmen die Nummern der Grabsteine nicht mit den Nummern der Gräber überein. Nach den zur Verfügung stehenden Angaben konnten folgende Verstorbene früherer Zeiten eindeutig identifiziert werden:

3. Dr. Ernő Maléter (1882-1914)
5. Die Frau von Zoltán Maléter, geb. Szidónia Probstner (1860-1908)
7. Géza Zsedényi
8. Triodeon Pfannschmiedt (1826-1886)
10. Angelika Probstner (1821-1852)
11. Viktor Görgey und seine Ehefrau
12. … Probstner
13. Gyula Zsedényi (1893-? )
14. Die Frau von Gyula Zsedényi (1864-1933)
15. Adolf Probstner (1818-1861) und sein Sohn Otto (1856-1861)
16. Farkas Székely (1856-? )
17. Die Frau von Farkas Székely (1858-1918)
18. Ines Probstner geb. Pfannschmiedt (1834-1872)
19. Marianna Zsedényi
24. Viktor Kováts (1818-1879) und seine Frau, geb. Apollónia Probstner (1826-1885)
28. Gyula Bethlenfalvy (1885-1898)
32. Alice Probstner (1868-1898)
33. Gyula Probstner
34. Die Frau von Gyula Probstner
35. Die Frau von Antal Bethlenfalvy, geb. Mária Probstner (1864-1924)

Die kleine evangelische Kapelle, die auch manchmal falscher Weise Gusztáv Hermann 1817-1898 Mausoleum genannt wird, da der Genannte dort in der Gruft begraben liegt. Gusztáv Hermann ist in Neusohl geboren worden, und beschäftigte sich mit dem Handel von Gewürzen. Er war ein bedeutender Mezän der Stadt, der vor allem die Schule und das Gesundheitswesen unterstützte. Ein Drittel des Krankenhauses von Leutschau ist aus seiner Spende aufgebaut worden, dessen chirurgische Abteilung damals als die am Besten ausgerüstete Station in ganz Ungarn galt. Er war es, der die Wasserleitungen der Stadt ausbaute, er baute das Waisenhaus, die Mädchenschule, und auch diese Kapelle baute er auf. Mit Hilfe seiner finanziellen Unterstützung wurde auch der Springbrunnen namens „gute Taten”, der vor dem Rathaus steht gebaut. Als Dank für seine Wohltaten benannten die Bürger von Leutschau schon zu seinen Lebzeiten eine Strasse nach ihm, und zwar die Strasse, die vom Stadtzentrum zum Friedhof führt. Als Zeichen der Anerkennung seiner Verdienste ist er von Franz-Josef I., dem Kaiser der Österreich-Ungarischen Monarchie mit dem Ritterkreuz ausgezeichnet worden.
            In dieser, von Antal Müller in neoklassizistischem Stil gebauten, und am 13.Oktober 1895 eingeweihten Kapelle, werden noch bis heute an besonderen Jubiläen und an jedem ersten Sonntag eines Sommermonats Gottesdienste gefeiert. An diesen Tagen kann auch der Friedhof besucht werden.

In diesem Friedhof liegen ausser den bisher aufgezählten Personen noch weitere bedeutende Persönlichkeiten begraben, die ich noch nicht genau identifizieren kann.
            Daniel Sinapius-Horčička 1640-1688, ein hervorragender Dolmetscher, Redakteur, Schulaufseher, Pfarrer, Schriftsteller, wichtiger Förderer der slowakischen Sprache und Kultur. In seinem Nachlass findet man lateinische und slowakische, in barock-expressivem Stil verfasste Lyrik, Prosa in barockem Stil und Theaterstücke für Schulen und auch Religionsbücher. Während der Gegenreformation ist er wegen seiner Tätigkeit als Pfarrer zusammen mit seinem Bruder ins Exil verbannt worden. Nach seiner Heimkehr von 1683 an lebte er in Leutschau, wo er in der Breuer Druckerei als Redakteur arbeitete, und auch als Lektor tätig war. Er edierte das Cithara Sanctorum, und 1685 die erste Leutschauer Ausgabe des Comenius (Komensky) Orbis Pictus, in der er mehrere hundert Ausdrücke des mittelslowakischen Dialekts bekannt macht.
            Johann Breuer (Brewer) 1675-1744, Drucker, der von seinem Vater das Familienunternehmen übernommen und modernisiert hat. 1717 war er der Herausgeber der Grammatica Latina von Bella und von 1730 an gab er Kalender in ungarischer, deutscher und slowakischer Sprache heraus. Insgesamt gab er mehr als einhundert Drucksachen heraus, wovon 30 auf slowakisch verfasst waren.
            Es ist davon auszugehen, dass auch der bekannter Leutschauer Künstler Josef (József) Czauczik 1781-1857 hier begraben liegt.  Er fertigte Portraits im biedermeier Stil, und malte Altarbilder im neoklassizistischen und romantischen Stil, von denen zwei in Leutschauer Kirchen zu finden sind. Das eine Bild ist in der evangelischen Kirche, das andere ist in der Minoriten Kirche neben dem Kaschauer Tor (Koąická brána) der Stadt zu finden.
            Hier liegt wohl auch der bedeutende evangelische Pfarrer Karl Johann Osterlamm 1759-1840 begraben, höchstwahrscheinlich im Grab Nummer (V 113).

            Ferner liegen hier Mitglieder ganzer Familien begraben, so z.B. die Familie Probstner, Okolicsányi, Zsedényi-Pfannschmiedt, Görgey und Tóthfalussy, die Adeliger und Bürger, angesehene und anständige Leute waren. Wir sind jedem von ihnen zu Dank verpflichtet für all das, was sie uns hinterlassen haben.
            Es ist Ihnen vielleicht auch schon aufgefallen, wieviele herausragende Persönlichkeiten sich hier in dieser Kleinstadt während den letzten 250 Jahren „angesammelt” haben, die alle der selben Religion angehören und in diesem Friedhof begraben liegen. Diese Stadt war aber 6 Jahrhunderte lang eine bedeutende Stadt, die überhaupt nicht als Kleinstadt galt. Leutschau war seit dem Mittelalter jahrhundertelang einer der bedeutendsten königlichen Freistädte Ungarns, in der Neuzeit als Sitz des Zipser Komitates ein administratives Zentrum. Die Stadt spielte in der Geschichte nicht nur auf regionalen, sondern auch auf landesebenen eine herausragende Rolle. Die Stadt zählte bis zu 3000 Einwohner, die alle freie Bürger waren, im 19. Jahrhundert betrug die Einwohnerzahl sogar 5000. Die Stadt lag an wichtigen Handelsstrassen, sie war oft der Zufluchtsort für Denker aus der ganzen Gegend. Die Stadt sorgte immer für die Aus- und Weiterbildung der neuen Generationen, zuerst hier in der Stadt, und anschliessend an den besten europäischen Universitäten.
Trotz der Gegenreformation ein bedeutender Teil der Leutschauer blieben Lutheraner. Die Zahl der Lutheraner betrug sogar in der zweiten Hälfte des 19.Jahrhunderts um die 1000, die aber sank als 1944-45 die Deutschen die Zips verliessen.
            Schliesslich muss ich leider noch etwas darauf eingehen, dass der Friedhof zur Zeit in einem jämmerlichen Zustand ist. Von vielen der Grabmäler sind Teile, oder manchmal auch das ganze Grabmal gestohlen worden, und die Restaurierungsarbeiten im letzten halben Jahrhundert waren ganz minimal. Ausserdem müssen die Restaurierungsarbeiten sehr genau und anspruchsvoll gemacht werden, was ziemlich kostspielig ist. Trotzdem müssen wir diese wertvolle Stätte der letzten Ruhe in Ehren halten, auf dass die, die hier begraben liegen in Frieden ruhen können.
            Es ist unsere Pflicht, dass wir diese national-kulturelle Gedenkstätte einer möglichst breiten Schicht des Bürgertums und der uns besuchenden Touristen zeigen, und sie so bekannt machen können.
            Zuletzt bitte ich meine sehr geehrten Leser, und unter ihnen vor allem die Verwandten der hier aufgezählten Personen und auch diejenigen Besucher und Interessierten, die die hier gemachten Angaben noch weiter ausführen könnten, mir das, was sie zu sagen haben zuzuschicken, und damit die nächste Veröffentlichung noch reicher zu machen.

            Vielen Dank.

 

Deutsche Übersetzung: Dr. Christine Angster, Semmelweis Medizinische Universität, Budapest
Fachlektor: Miklós Czenthe, Evangelisches Zentralarchiv, Budapest


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